Heute gings eine halbe Stunde früher los. Ich sollte auch immer mindestens 40 min vor Beginn in der Halle sein, damit ich mir noch einen guten Platz auf der Pressetribüne sichern kann. Gut heißt aber weniger, dass ich eine gute Sicht habe, gut ist, wenn ich so wenig wie möglich kalte Luft hinter mir habe.
Heute war es wieder besonders schlimm. Selbst ein zusätzliches Shirt, meine Jacke und ein Hut halfen kaum. Die Zuschauer auf der anderen Seite können sich das gar nicht vorstellen, dort ist es richtig angenehm, es zieht auch nicht. Wir haben schon gelästert. In den nächsten Tagen ist weiterhin WM, aber alle Journalisten liegen in den Hotels krank im Bett und die Welt erfährt nichts von der WM *grins
Unsere beiden Männer flogen gleich im ersten Kampf raus. Eigentlich waren es durchaus lösbare Aufgaben, aber es sollte nicht sein. Neben dem Losglück, was ja durchaus vorhanden war, ist aber auch Tagesform entscheidend – übrigens von beiden Gegnern! – und manchmal auch ein bissel Glück. Mascha Ballhaus, die im Frauenbereich auf einem guten Entwicklungsweg ist, hat den ersten Kampf souverän gewonnen und traf im zweiten Kampf auf die Olympiasiegerin, zwar der niedrigeren Klasse und danach hat sie die Gewichtsklasse gewechselt, aber dennoch ist die schon gut. Unsere Sportlerin hat sich gut verkauft und die Gegnerin ganz gut auf Trab gehalten, kam aber zu keiner Wertung. In der Verlängerung dann passierte es und unsere Athletin war auch raus.
Damit bin ich zwar immer recht schnell fertig, aber ich würde viel lieber ein paar Zeilen mehr schreiben.
Zwischendurch bin ich mal rüber zur Zuschauertribüne und da saß doch der frischgebackene Weltmeister von gestern neben meinen Freunden, Francisco Garrigos. Wir machten gleich ein kleines Fotoshooting 😉
Ansonsten war ich fast den ganzen restlichen Tag im Presseraum, der ist angenehm von den Temperaturen. Ein Nachbar aus Serbien, der für das serbische Fernsehen kommentiert, sprach mich plötzlich auf Deutsch an. Er hatte einst am Goethe-Institut in seiner Heimatstadt Deutsch bis zur B1 gelernt, wendet es aber zu wenig an und freute sich total, mal wieder Deutsch reden zu können. Es ist total ungewohnt, weil ja in der Halle alles in Englisch passiert. Selbst in dieser Situation wechsel ich ständig zwischen den Sprachen.
Heute waren wieder unsere japanischen Sportler-Lieblinge dran. Uta und Hifumi Abe. Sie sind Geschwister und kämpfen durch die jeweils zweitniedrigste Gewichtsklasse immer an einem Tag. So sind sie in Tokio beide innerhalb einer Stunde Olympiasieger geworden und auch bereits in Taschkent und auch früher gemeinsam Weltmeister. Die beiden sind von einem anderen Stern. Es ist unglaublich, welche Techniken sie anwenden, wie sie auf der Matte agieren und was für ein schönes Judo sie machen. Beide wurden auch heute wieder Weltmeister.
So zelebriert man den Einmarsch der Finalisten zu ihrem alles entscheidenden Kampf
Auch war heute die offizielle Eröffnungszeremonie mit der Darstellung der katarischen Geschichte. Es war sehr schön gemacht. Es muss wohl auch der König dagewesen sein und viele Honoratioren. Und die Halle war ziemlich voll, das ist hier kaum der Fall. Bei insgesamt zwei Millionen Einwohnern ist es halt schwierig, genug Leute für so eine Sportart mitten in der Woche als Zuschauer zu fínden.
Heute war ein Calligraph in der Halle, von dem ich mir meinen Namen auf arabisch schreiben ließ. Das war schon sehr interessant.
Abends waren wir noch im Pizza-Hut essen.