WM again and again…

Meine Tage sind derzeit komplett von der WM beherrscht. Schlafen, Frühstück, Halle, schreiben und schreiben, zurück ins Hotel und Bett. Also kurz: Außer WM passiert grad nix.

Am Donnerstag gab es für unser Team endlich die erhoffte Medaille. Giovanna Scoccimarro hat gerade einen Kreuzbandriss hinter sich und war im vergangenen Jahr kaum zu erleben. In diesem Jahr kam sie stärker zurück als je vorher und steigerte sich mit jedem Wettkampf in der 70-Kilo-Klasse. Zur WM hat sie jetzt ihr Meisterstück gemacht und wurde Vize-Weltmeisterin.

Das Team war sehr glücklich und ich denke, auch ganz Judo-Deutschland.

Ich hatte an diesem Tag einen sehr langen Arbeitstag. Erst als ich die komplette Berichterstattung, die Pressemeldung und die Vorschau auf den nächsten Tag fertig hatte, bin erst abends um 10 aus der Halle. Ich fiel halb 11 totmüde ins Bett.

In den ersten Tagen gab es in den unteren Klassen weder eine Platzierung, geschweige denn eine Medaille. Die Männer schieden immer im Auftaktkampf aus, der einzige Lichtblick war Timo Cavelius in der 81, der mit gutem Judo bis in die dritte Runde kam, aber eben eine Runde zu früh verlor, um noch eine Platzierung machen zu können.

Bei den Frauen gab es einige Lichtblicke, besonders die Ballhaus-Zwillinge machten starke Kämpfe und sie hätten auch jeweils in der dritten Runde gegen sehr starke Kämpferinnen gewinnen können.

Freitag hatten wir dann nochmal ein Ass im Ärmel. Unsere Europameisterin Alina Böhm wollte unbedingt den 5. Platz von Taschkent verbessern, aber auch ihr wurde das Viertelfinale zum Verhängnis. Sie verlor gegen die Niederländerin Guusje Steenhuis, gegen die sie bereits das EM-Finale und vor einem Monat das Kleine Finale beim Grand-Slam in Antalya gewonnen hatte. Damit ging sie in die Trostrunde. Dort stand sie Shori Hamada, der aktuellen Olympiasiegerin und Weltmeisterin von 2018 gegenüber. Sie schaffte es nicht, eine Wertung zu machen und verlor. Damit wurde sie Siebte. Heute dann die Schwergewichtler. Zwei junge Männer, die sich zeigen konnten. Für uns begeisternd war Losseni Kone, der zwei Kämpfe clever und mutig gewann, dann aber im dritten Kampf einem Koloss gegenüberstand. Rafael Silva, zweifacher Olympiadritter und sechsfacher WM-Platzierter, war einfach der Stärkere. Obwohl es bis kurz vor Ende dauerte, bis er die entscheidende Wertung hinbekam.

Morgen dann noch ein Tag für die Mixed-Team-Wettkämpfe. Wir werden schauen. Deutschland will auf jeden Fall Bronze verteidigen.

Ich habe mittlerweile meinen Tagesablauf etwas umgestellt. Die Presse wird in der Halle hervorragend versorgt. Und es dauerte fünf Tage, bis ich das gecheckt habe!  Damit hole ich mir lieber vor der Hauptrunde gegen halb 6 etwas zu essen und gehe dann nach den Wettkämpfen nicht mehr in ein Restaurant. Das Problem ist wirklich, dass wir bei dieser Wärme so spät essen und ich dann nachts nicht gut schlafen kann.

Ich habe immer wieder tolle Begegnungen. Das Personal hier ist superfreundlich. Mittlerweile reden wir uns schon mit den Namen an, weil wir uns immer wieder treffen. Unter anderem Sara, Fatima und Shakira sind total liebenswert und wir umarmen uns schon beim ersten Begegnungen. Gestern rief jemand meinen Namen, ich schaute erst einmal, woher denn dieser Ruf kam. Ich traf einen früheren sehr erfolgreichen Judoka aus Leipzig, der seit über 30 Jahren in Österreich lebt und arbeitet. Wir kennen uns schon seit bestimmt 25 Jahren. Es war nett, wieder mal zu schwatzen. Heute saß ich neben einem Franzosen, der mit seinen beiden Jungs hier war. Der ältere, Sechsjährige, antwortete mir im reinsten Englisch. Ich war verblüfft. Aber die Familie wohnt hier und der junge Mann ist im Englisch-Kindergarten, ist ein kleines Sprachtalent und kann auch bereits arabisch. Das nenne ich mal Multi-Spracherziehung!

Die Temperaturen sind mittlerweile auf über 40° geklettert. Heute gegen 11 im Taxi waren es 43°, nach der Vorrunde am späten Nachmittag auf dem Heimweg von der Halle deutlich mehr. Es geht unglaublich auf den Kreislauf. Nach ca. 30 min ruhigem Laufen habe ich im Hotel gemerkt, wie anstrengend es war. Ich hatte heute morgen vergessen, die Klimaanlage im Zimmer anzustellen. Als ich ins Zimmer kam, war es zwar angenehm kühl, aber ein Blick aufs Thermometer zeigte mir 30° an. Sooo warm war es in den ganzen zwei Wochen noch nie. Aber auch heute Morgen zum Aufstehen waren es schon 29,5°, da ich ja nachts die Klimaanlage ausmache. Man merkt eben doch, dass sich durch die Hitze draußen das Haus sehr aufwärmt.

Bevor ich gleich zum Pool gehe, schau ich mir noch den großen Teddy Riner an. Er steht im Finale, obwohl er mich am Anfang seines Wettkampfs gar nicht so überzeugt hatte. Aber im Viertelfinale gegen den Japaner Saito haben die Beiden einen Riesenkampf über etwa sieben Minuten gemacht. Dafür machte er jetzt im Halbfinale kurzen Prozess und siegt spektakulär in weniger als 30 Sekunden.

Das war nun mal ein kurzer Stimmungsbericht von mir, ich geh jetzt zum Pool und geh schwimmen. 😉

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